Anton Urspruch - ein Frankfurter Musiker

Kurzbiographie

Urspruch wurde am 17. Februar 1850 in Frankfurt geboren. Er entstammte einer künstlerisch begabten Familie und wandte sich zunächst der Malerei, dann aber entschieden der Musik zu. Seine pianistische Ausbildung erhielt er zunächst bei dem damals hochgeschätzten Pianisten Martin Wallenstein, später bei Ignaz Lachner und Joachim Raff und anschliessend in den 70iger Jahren bei Franz Liszt in Weimar, zu dem ein besonders herzliches Verhältnis entstand. Liszt betrachtete Urspruch als einen seiner Lieblingsschüler und förderte ihn engagiert sowohl in seinen pianistischen als auch in seinen kompositorischen Begabungen. Es gibt einen Brief von Urspruch, den er 1871 aus Weimar an den Frankfurter Konzertmeister Hassel-Barth schrieb, sowie eine Reihe von kurzen Liszt-Briefen an Urspruch. Beides zeichnet ein anschauliches Bild dieser Freundschaft zwischen Lehrer und Schüler.

Als 1878 das Hoch´sche Konservatorium in Frankfurt seine Arbeit aufnahm, wurde Urspruch dorthin als Lehrer für Klavier und später für Komposition berufen. U.a. war er dort Kollege von Clara Schumann, der er später seine Cello-Sonate gewidmet hat. 1882 starb J.Raff, der Leiter des Hoch´schen Konservatoriums. In der Folgezeit trennte sich Urspruch mit anderen Lehrern von dessen Nachfolger Bernhard Scholz. Es kam zur Gründung des Raff-Konservatoriums, an dem Urspruch bis zu seinem Tode unterrichtete.

Parallel zu seiner Lehrtätigkeit entstanden seit Ende der 70iger Jahre zahlreiche grössere und kleinere Kompositionen: Neben einer Reihe von Klavierwerken die Liederzyklen, das J.Raff gewidmete Klavierkonzert sowie die Symphonie in Es, beides mit Erfolg und positiven Kritiken in verschiedenen deutschen Städten aufgeführt, wobei Urspruch selbst häufig als Pianist oder auch als Dirigent mitwirkte..

Im Jahr 1881 heiratete Urspruch die Tochter des Musikverlegers A.Cranz. Die Ehe mit Emmy Cranz und die vier Töchter, die ihr entstammen, waren neben der Musik sein wichtigster Lebensinhalt.

Anton Urspruch und seine Frau Emmy Cranz

Seine Töchter Theodora (links) und Antonia (rechts)

und Fanny (rechts) und Maria (links)

In der Folgezeit entstanden neben einigen Werken der Kammermusik weitere Liederzyklen und schliesslich seine grossen Chorwerke und Opern. Der Gesang hat ihn Zeit seines Lebens in besonderer Weise beschäftigt. Für ihn war die menschliche Stimme das vollkommenste Instrument für den musikalischen Ausdruck. Seine grössten Erfolge feierte Urspruch mit der "Frühlingsfeier", einem Werk für Chor, Orchester und Solo-Tenor nach einem Text von Klopstock und mit der komischen Oper "Das Unmöglichste von allem", 1897 in Karlsruhe unter F.Mottl uraufgeführt mit vielen anschliessenden Aufführungen, u.a. in Darmstadt, Leipzig, Köln und Prag.


In seinen letzten Lebensjahren befasst sich Urspruch, der selber evangelisch war, intensiv mit dem gregorianischen Choral. Sein Anliegen war es, diesem "Kronjuwel abendländischer Musik" in seiner ursprünglichen reinen Form in der Liturgie wieder Geltung zu verschaffen. Er knüpfte Kontakte zu den Benediktinerklöstern in Beuron und Maria Laach, deren Chorleiter er beriet, sowie zu vielen massgebenden Kirchenmusikern u.a. auf dem Choralkongress in Strassburg (1905). Seine 1901 veröffentlichte Schrift "Der gregorianische Choral und die Choralfrage" (erschienen bei Roth, Stuttgart/München) fand internationale Beachtung.

1906 reiste Urspruch mit seiner Familie nach Rom zu einer Begegnung mit den wichtigsten Kirchenmusikern u.a auch mit Kardinal Respighi, der Urspruchs Schrift über den Choral in einer italienischen Übersetzung Papst Pius X. vorgelegt hatte. So kam es zu einer langen Privataudienz über dieses Thema.

Urspruchs Interesse am gregorianischen Choral war im übrigen nie rein ästhetischer Natur, sondern ging einher mit einer tiefen Hinwendung zum christlichen Glauben. Eindrucksvolle Zeugnisse dafür finden sich in seinen zahlreichen Briefen, die Urspruch vor seinem frühen Tod an seinen Schüler und Freund P.Gregor Böckeler in Maria Laach schrieb und die dort im Archiv aufbewahrt sind. Dort liegt auch sein letztes unvollendetes Werk, ein vierstimmiges Kyrie zu einer Messe, in der Urspruch den gregorianischen Choral mit polyphonem Gesang verbinden wollte.

Unvollendet blieb auch seine letzte Oper "Die heilige Cäcilie". Nur wenige Tage vor seinem Tod besuchte ihn der grosse Berliner Chordirigent Siegfried Ochs, der eine Aufführung des ersten instrumentierten Aktes in Berlin plante.

Dazu kam es nicht mehr. Urspruch starb am 11. Januar 1907 in seiner Heimatstadt Frankfurt an Herzversagen.

Der Grabstein auf dem Frankfuter Hauptfriedhof, neben dem Grab seiner Schwiegermutter Marie Emilie Cranz geb. Hübener.(Hauptfriedhof Frankfurt; Gewann F; Grab-Nr. 1569)