Franz Liszt 1811 - 1886

Kurzbiografie

Der Komponist Franz Liszt wurde am 22. Oktober 1811 im ungarischen Raiding im Burgenland geboren. Er studierte Klavier, Musiktheorie, Harmonielehre und Komposition in Wien, unter anderem bei Carl Czerny. Nach Konzertreisen durch England und Frankreich blieb er in den 1830er Jahren in Paris, wo er neben Balzac und Heine auch Chopin und Berlioz kennenlernte.

1833 lernte er Marie D'Agoult kennen, die als Schriftstellerin unter dem Namen Daniel Stern bekannt wurde. Ab 1835 lebten sie zusammen in Genf und Italien und bekamen drei Kinder, darunter Cosima, die spätere Frau Richard Wagners.

1842 wird Liszt zum Hofkapellmeister in Weimar ernannt. In diese Zeit fällt die Beziehung Liszts zu der Fürstin Sayn-Wittgenstein . Nach vergeblichen Versuchen, diese Beziehung zu legalisieren, trennte sich Liszt von der Fürstin und empfing in Rom 1859 die niederen Weihen Er lebte von da an abwechselnd in Rom, Budapest, Weimar und Bayreuth, wo er 1886 starb.

Liszt war der bedeutendste Klaviervirtuose seiner Zeit und als solcher strahlender Mittelpunnkt des musikalisch-gesellschaftlichen Lebens. Zugleich war er begehrter und verehrter Lehrer, der viele namhafte Künstler förderte Mit Richard Wagner und Hans von Bülow war er befreundet. Seine frühen Kompositionen beeindrucken durch Virtuosität und emotionale Dramatik; in den späteren Werken gewinnt Liszt an Tiefe und Reife. In verschiedenen Bereichen hat Liszt für die musikalische Weiterentwicklung wichtige neue Akzente gesetzt (.z.B. mit seinen „Symphonischen Dichtungen“, oder in der h-moll Klaviersonate). Weniger bekannt sind seine grossen religiös inspirierten Werke, die in seinen letzten Lebensjahren entstanden.

Liszt-Villa in Weimar

Grabhäuschen und Grabplatte auf dem Bayreuther Stadtfriedhof

Die Begegnung zwischen Urspruch und Liszt fällt in die Jahre 1871-75. Liszt unterrichtete damals besonders begabte Schüler in seinem Weimarer Wohnsitz, der Altenburg. In einem Brief an den Kapellmeister Hasselbarth berichtet U. anschaulich und begeistert von diesen Stunden. Es entstand eine Korrespondenz, von der einige Briefe von Liszt an Urspruch erhalten sind. Liszt ermutigt darin seinen Schüler, seine kompositorische Arbeit fortzusetzen und verschafft ihm Kontakte für die Aufführung seines Klavierkonzertes in Kassel.

 

Geehrtester Herr!

Die wenigen Augenblicke, welche mir der goldige Liszt frei läßt, benütze ich zu einem kurzen Bericht über meine hiesigen Erlebnisse.

Bei Liszt fand ich eine Aufnahme, welche ich mir auch bei den kühnsten Träumen nicht hätte ahnen laßen können. Meine Compositionen haben ihm ganz außerordentlich zugesagt und umarmte und küßte er mich ein übers andere Mal stürmisch – ebenso gefalle ich ihm als Pianist. Ich bin sein täglicher Gast und musizieren wir täglich mehrere Stunden zusammen, Montag spielten wir nicht weniger als sechs geschlagene Stunden. Sein Spiel ist noch immer ein fabelhaftes; ja, man sagt mir hier allgemein ein beßeres als je. Bach´sche Fugen, Beethoven´sche Sonaten und vor allem seine eigenen Sachen kann man absolut nicht schöner hören. Seine Don-Juan-Fantasie, welche ich mit ihm studierte, spielte er mir mit einer Vollendung vor, welche Tausig´s Vortrag derselben noch weit, weit hinten läßt, das Duett mit zauberhaftem Anschlag – bei dem Champagnerlied flog die Abbé-Binde in die Ecke und raste er wie ein Teufel drauf los. Er ist gar zu liebenswürdig gegen mich, erklärt mir alle seine Virtuosen-Kniffe – läßt mich einer seiner Schülerinnen in seiner Gegenwart Unterricht geben – stellt mich allen seinen Besuchen als seinen „lieben Schüler und Freund“ vor enfin (wie Raff sagt) er ist bezaubernd und wenn ich ein junges Mädchen wäre - – so - - -
Tausig kommt in den nächsten Tagen, dann geben wir drei eine Matinée sagte Er.

Nun eine Bitte! Da ich nächstdem in mein Amt als Stundengeber leider wieder einrücken muß – hätten Sie nicht die Freundlichkeit, ihren publicistischen Einfluß in Frankfurt für mich, vor meiner Rückkunft dahin (welche nächsten Montag oder Dienstag leider erfolgen wird) zu verwenden? Meines besten Dankes für diese Freundlichkeit, sowie für alle, deren ich mich heute von Ihnen schon rühmen darf, können Sie versichert sein.

Möge es Liszt bei Ihnen verantworten, daß mein Brief so trocken und kurz – und daß ich ganz das hübsche Sprüchlein vergeßen: Eigenlob riecht nicht gut!

Seien Sie bestens gegrüßt von Ihrem allzeit dankbaren

Anton Urspruch

N.B. Mein Klavierkonzert wird nächstes Frühjahr auf dem Karlsruher Musikfest zur Aufführung kommen. Liszt will es dirigieren.